Quettingen West
....hat überwiegend Siedlungen im Stil der 19-60-iger Jahre. Wohnblocks, bis zu 18x dasselbe Strickmuster. Wenigstens mit einer Wiese dazwischen. Allerdings, eine Wiese hat kaum Erlebnisqualität. Punkte, um zufällig und ungezwungen mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen, fehlen. Vor 50 Jahren war das auch kein Thema. Kommunikation fand im Weltbild des Adenauer Miefs innerhalb der "glücklichen" Familie statt. Heute schreibt man sich auf Facebook, Instagram & Co. mit "Freunden", die man in Wirklichkeit nie gesehen hat. Echte Begegnungen bleiben, so blöd es klingt, Hundehalter*innen vorbehalten. Eine Patent-Lösung habe ich auch nicht. Aber ich sehe das Problem der Vereinsamung in der Stadt. Und dass es ein "weiter so" besser nicht geben sollte.
Ständig steigende Mieten
Die Mietpreis-Bremse ist ein Rohrkrepierer. Nicht zuletzt wegen des christlich-demokratischen Weichspülers. Der Berliner Mietpreis-Deckel ist ein Schuss, der gleich nach hinten losging. Zur Kommunalwahl NRW 2020 hat die CDU, oh Wunder, kein "Ziel" in ferner Zukunft im Angebot. Nein, man hat einen Vorschlag: "Grundsteuer senken, günstiger wohnen." Ahhh ja. Es gibt in Quettingen West nicht ein einziges Mega-Grundstück von über 500 qm mit einer Villa drauf. Da würde es sich wirklich bemerkbar machen, wenn die Grundsteuer gesenkt würde. Ich selber habe nur eine Mietwohnung. Aber keine kleine, weil mein Büro auch zu Hause ist. Die Grundsteuer beträgt im Monat kaum erschwingliche 31,92 Euro. Würde die Stadt die Grundsteuer halbieren, könnte ich mir doch glatt alle 2 Wochen ein McDonalds-Menue extra leisten. Was für eine Wahl-Verarsche! Das Problem der ständig steigenden Mieten muss an der Wurzel angepackt werden.
Wohnen als Spekulations-Objekt
An der deutschen Börse sind gleich 7 Wohnungs-Gesellschaften gelistet. Vonovia und Deutsche Wohnen sogar in der 1. Liga der 30 wichtigsten Gesellschaften in Deutschland. Wohnen ist definitiv zu einer Ware für Kapital-Anleger geworden. Es liegt in der Natur der Sache, dass börsennotierte Aktien-Gesellschaften auf höchst möglichen Gewinn aus sind. Ist auch nicht verwerflich. Aber problematisch, weil Wohnraum eine Grundvoraussetzung für ein geordnetes Leben eines jeden Menschen ist.
Kostenexplosion
Ist die Ware knapp, steigt der Preis. Das ist im Kapitalismus immer so. In der sozialen Marktwirtschaft auch. Mit Taschenspieler-Tricks kommt man da nicht weiter. Sondern nur mit bauen, bauen, bauen. Um Angebot und Nachfrage im sozial geförderten Wohnungsbau und (wirklich !!!) bezahlbaren Wohnraum wieder in Balance zu bekommen. Dazu muss die Stadt besonders günstige Grundstücke bevorraten. Das empfinde ich als soziale Pflicht. Die Umwandlung des Grundbedürfnisses auf Wohnen in ein Spekulations-Objekt hat Leverkusen nicht zu verantworten. Aber Leverkusen hat das Wohn-Problem an der Backe kleben und muss gegensteuern. Die Stadt kann es auch beim Bauen an sich, weil sie eine eigene Wohnungs-Gesellschaft, die WGL, hat. Da müsste aber wohl mal kräftig "durchgelüftet" werden.
Chancen der Corona-Krise nutzen
Wir bauen heute im wesentlichen immer noch, wie wir vor 120 Jahren Autos hergestellt haben. Alles schön in Einzelanfertigung, alles vor Ort auf der Baustelle zusammen gebastelt. Anfang Juni haben wir in dem Haus, wo ich wohne, thermo-isolierte Fenster bekommen. Das ging relativ schnell, keine 2 Wochen, und die Fenster im ganzen Haus waren drin. "Drin" heißt aber nur: mit der Betonwand verdübelt. Dann kamen die Maler, die neben einer neuen Farbe auch die thermische Isolierung rund um die Fenster gemacht haben. Sie blieben für geschlagene 6 Wochen. Was für ein Wahnsinn! Vor allem, wenn man bedenkt, dass es bei Neubauten genauso läuft. Fenster und Türen auf der einen Seite, und tragende Betonwände auf der anderen Seite, passen einfach nicht zueinander.
Geht das nicht schneller, billiger und passgenau? Doch, es geht. Deutschland ist Weltmeister im Bauen von Passagier-Schiffen. Glauben Sie im Ernst, dass auf der Meyer-Werft in Papenburg etwa Kabinen zusammen gestückelt werden? Meyer baut die Kabinen selber, das schon. Aber in einem anderen Werk, in Großserien-Fertigung. Die fertigen Kabinen werden komplett ausgestattet, inklusive Bad, Bett und Nachttisch-Lampe, in die Werft angeliefert und "am Stück" eingebaut. Eigentlich "eingeschoben". Noch schnell die Elektrik-Kontakte und Wasser-Anschlüsse verbinden und: fertig, die nächste Kabine bitte! Hier passt alles zusammen. Genau wie beim modernen Automobil-Bau.
Aber die Meyer-Werft hat ein klitzekleines Problem: Wie es mit den Kreuzfahrten weitergeht, selbst nach Corona, weiß nur der Herr da oben. Den kann Meyer nicht fragen. Von diesem Herrn hat nicht einmal der Papst die Telefonnummer. Meyer weiß aber, dass Neubauten zeitlich schon "gestreckt" wurden. Von der Vollauslastung wird man über Jahre weit entfernt sein. Die Kabinen-Fertigung wäre so ein Kandidat für ein neues Geschäftsfeld. Das Know-How haben die. Schwoerer-Haus mit ihren Flying Spaces auch. Man muss nicht auf der Baustelle "Stein auf Stein" setzen. Man kann die Elemente auch in der Fabrik fertig bauen und vor Ort nur noch alles zusammen setzen.
Die Einzel-Anfertigung "auf der Baustelle" ist einfach viel zu teuer und 18x dieselben Häuser hinzusetzen bringt da auch kaum Vorteil in den Baukosten. Irgend einer muss ja mal die Eisscholle lostreten. Warum nicht die Leverkusener WGL.
Beton meiden
Um 1000 Kg (=1 Tonne) Beton mit den heutigen Verfahren herzustellen, fällt auch gleich mal 700 Kg vom Klima-Killer CO² an. Davon entfällt nur 30% auf Energie, die man schnell und einfach auf regenerativ umstellen könnte. Der Rest ist leider eine Folge von chemischen Reaktionen. Klar, ich weiß auch, dass man an anderen Verfahren arbeitet ("grüner Beton"). Im Herbst 2019 stellen Forscher des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (dort wo auch die Harvard University sitzt) ein Verfahren vor, welches aktuell das umweltschonenste wäre. Wäre, aber nicht ist. Denn dieser "grüne Beton" kann erst in weit mehr als 1 Jahrzehnt in der Praxis eingesetzt werden. Was machen wir bis dahin? Weiter lustig tonnenweise CO² in die Atmosphäre pusten? Besser nicht. Ihre Kinder und Enkel werden uns verfluchen.
Wir haben schon einen Baustoff, der nicht nur keinen CO²-Ausstoß verursacht, sondern CO² sogar bindet: Holz
Nein, ich bin noch nicht verrückt geworden. Schauen Sie mal auf das Bild oben. Das ist Mjøstårnet, aktuell mit 16 Stockwerken das höchste Holzhaus der Welt. Es steht in der Nähe von Hamar am Mjøsa-See im Norwegischen Hochland. Dort herrschen im Winter für jedes Gebäude und jede Infrastruktur schwierigste Bedingungen. Dem Holz macht das nichts. Lang wird Mjøstårnet nicht das höchste Holzhaus sein, es gibt schon Projekte für 30 Stockwerke und mehr. Holz hat den Vorteil, dass man diesen Werkstoff bearbeiten kann, während Beton "nur" gegossen werden kann. Wenn man sich auf Standard-Maße festlegt, sind die Einspar-Potientiale riesig. Bauen kann billiger werden. Wenn man nur will.